Handwerk Special 107 vom 15.10.2005


Klartext in Sachen Geld

Finanzminister Mittler holt sich Infos aus erster Hand beim Handwerk

Finanzminister Gernot Mittler (2.v.r.) im Gespräch mit den HwK-Beratern. Auslöser für die Runde war ein Austausch des Ministers mit HwK-Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert (rechts), bei dem es um den Kreditbedarf des Handwerks und die Rolle der Banken bei der Weitergabe von Landesmitteln an die Unternehmen ging.
Finanzminister Gernot Mittler (2.v.r.) im Gespräch mit den HwK-Beratern. Auslöser für die Runde war ein Austausch des Ministers mit HwK-Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert (rechts), bei dem es um den Kreditbedarf des Handwerks und die Rolle der Banken bei der Weitergabe von Landesmitteln an die Unternehmen ging.

Er ist einen unkonventionellen, geraden Weg gegangen: Finanzminister Gernot Mittler wollte nach einem Gespräch mit Banken vom Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz, Dr. h.c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, wissen, was an der Aussage der Kreditinstitute dran sei, der Mittelstand würde zurückhaltend Förderprogramme des Landes abfragen und hätte entsprechend weniger Finanzierungsbedarf.

Aus dem Gespräch zwischen Minister und Hauptgeschäftsführer resultierte eine Einladung zur HwK nach Koblenz. In einer bisher so nicht da gewesenen Gesprächsrunde informierte sich Gernot Mittler „aus erster Hand“. Die Mitarbeiter des Beratungsservices der HwK Koblenz sprachen nicht nur über aktuelle Fälle, sondern gaben einen tiefen Einblick in das breite Spektrum ihrer Aufgaben. „Ich habe ausführliche Informationen zu Finanzierungs- und Kreditfragen direkt aus dem Handwerk erhalten und bin sehr beeindruckt, wie die Handwerkskammer ihre Aufgabe als Berater der Unternehmen wahrnimmt – inhaltlich und in dieser Vielschichtigkeit“, machte der Minister nach dem Rund-Tischgespräch mit 25 HwK-Experten und Hauptgeschäftsführer Wilbert deutlich.

Grundtenor: Der Großteil der Unternehmen unter den 18.500 Handwerksbetrieben im nördlichen Rheinland-Pfalz ist mit seiner Hausbank zufrieden. Doch gerade bei der Kreditvergabe und der Einbindung von zinsgünstigen Fördermitteln des Landes in Finanzierungspläne hakt es hier und da. Die Folgen reichen von der verschobenen Expansion bis zum Stellenabbau oder schlimmsten falls zur Existenzbedrohung. „Die Zurückhaltung einiger Banken bei der Weitergabe von Landesfördermitteln ist einfach zu erklären“, macht die HwK-Betriebsberatung deutlich: „Die Banken verdienen nichts daran und sehen ihren Verwaltungsaufwand. Da kann es passieren, dass der eine oder andere Unternehmer plötzlich als Kunde uninteressant wird.“ Und selbst Fälle, in denen die Bank nach Jahren oder Jahrzehnten gemeinsamer Zusammenarbeit ihrem Kunden „Handwerksbetrieb“ einen Korb gibt und den Wechsel zu einer anderen Krediteinrichtung in Kauf nimmt, kommen den HwK-Beratern unter.

Geld für Hightech bis Export

So breit gefächert der HwK-Service ist, so unterschiedlich die zu beratenden Handwerksunternehmen sind, so vielschichtig gestalten sich die Fälle mit Finanzierungsbedarf. „Ein wichtiges Thema ist die Investition in Hightech“, machte die HwK-Technologieberatung beim Gespräch mit dem Finanzminister deutlich. „Handwerk produziert heute mit modernsten Anlagen, um sich Märkte zu sichern oder neu zu erschließen. Diese Anlagen kosten Geld und bei der Investition sind die meisten Unternehmen auf finanzielle Rückendeckung durch ihre Bank angewiesen.“ Doch zeigen die Beratungsfälle immer wieder, dass Banken die Innovationsfreude von Handwerks-
betrieben nicht erkennen oder falsch beurteilen. „Hier helfen wir weiter“, machten die Experten der Handwerkskammer deutlich, die im Gespräch mit den Banken erläutern und erklären. Ähnliche Situationen kennt die HwK-Exportberatung. „Wer auf neuen, interessanten Märkten Fuß fassen will, braucht umfangreiche Vorbereitung und Geld.“ Die Beratung liefert die HwK, das Geld die Bank, „wenn sie denn die Chancen für das Unternehmen erkennt und richtig einordnet“. Auch hier hilft die HwK, wenn es Probleme gibt.

Schwachstellen bei Analyse

Eine grundsätzliche Schwachstelle dabei haben die HwK-Experten in der Beurteilung von Handwerksunternehmen durch Banker ausgemacht. „Zu oft werden Betriebe nach ihren Zahlen der Vergangenheit beurteilt. Doch es geht um Investitionen in die Zukunft. Umsätze, Gewinne und Sicherheiten verändern sich und sollten eigentlich das Ranking verbessern. Aufgrund bisheriger Bilanzen etwas für die Zukunft hochzurechnen macht keinen Sinn“.

Erkennen Banken und Unternehmen wirtschaftliche Probleme, „stehen wir mit unserem Service bereit, um zu helfen. Daher ist unsere Botschaft an die Betriebe, die eine wirtschaftliche Schieflage erkennen, wie auch an die begleitende Hausbank, sich rechtzeitig mit der HwK-Beratung in Verbindung zu setzen“. Jahrzehntelange Erfahrung und die Spezialisierung auf die Belange des Handwerks sind klare Pluspunkte des Beratungsservice der HwK.

Das sieht auch Finanzminister Gernot Mittler so und lobt das vielfältige Engagement sowie das breite Beratungsspektrum der Kammer. „Durch Ihre Arbeit vor Ort wissen Sie ganz genau, wo der Schuh drückt. Insofern sind Ihre Hinweise und Informationen für mich besonders wertvoll.“ Außerdem machte er deutlich, dass das Land auch künftig seiner Verantwortung, die Wirtschaft über Förderprogramme zu unterstützen, nachkommen werde. „Viele der angesprochenen Fälle stehen für eine Erfolgsstory, die ohne Unterstützung des Landes nicht möglich gewesen wäre. Dabei spielt der Beratungstätigkeit der Handwerkskammer eine besondere Rolle“, so Mittler.

Finanzspritze für Existenzgründer

Eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Kapital spielen die landeseigene Investitions- und Strukturbank (ISB) sowie die Kredit-Garantiegemeinschaft des rheinland-pfälzischen Handwerks als Bürgschaftsbanken. Sie helfen Existenzgründern, einen Kredit bei der Bank zu erhalten. Mit dem Programm „Bürgschaft direkt“ wird Existenzgründern die Möglichkeit eröffnet, eine Bürgschaftszusage zu erhalten, ohne dass sich vorher eine Hausbank bereit erklärt hat, einen Kredit zu gewähren, „was jedoch nicht als Ersatz für nicht tragfähige oder unwirtschaftliche Vorhaben zu sehen ist. Auch hier helfen wir im Vorfeld mit Beratung und Beurteilung der Geschäftsidee“, macht die HwK-Betriebsberatung deutlich. Geht es um die Vorbereitung der Unternehmensgründung oder Übernahme bis hin zur Abwicklung hilft die Handwerkskammer mit einem umfangreichen, kostenlosen Beratungsservice weiter.

Weitere Infos zur Unterstützung bei der Existenzgründung gibt die HwK-Betriebsberatung, Tel.: 0261/398-251, E-Mail: beratung@hwk-koblenz.de, Internet: www.hwk-koblenz.de