Handwerk Special Sonderausgabe Meisterschuss! vom 10.09.2005


„Sobald der Fußball rief ...“

Ehrenobermeister Alfred Weimar erzählt aus Beruf und Hobby

Der Betrieb von Alfred Weimar ruht seit dem Jahr 2000. Nur gelegentlich ist er noch „am Ball“ mit der Bandsäge zum Brennholz schneiden.
Der Betrieb von Alfred Weimar ruht seit dem Jahr 2000. Nur gelegentlich ist er noch „am Ball“ mit der Bandsäge zum Brennholz schneiden.
Vereinsfußballer Alfred Weimar Anfang der 1950er Jahre. Zum Schutz seiner Schienbeine hatte er die Schoner mit Bandsägeblättern verstärkt.
Vereinsfußballer Alfred Weimar Anfang der 1950er Jahre. Zum Schutz seiner Schienbeine hatte er die Schoner mit Bandsägeblättern verstärkt.
Den mobilen Weinverkaufsstand hatte Alfred Weimar (2.v.r.) - dahinter seine Frau Johanna - Anfang der 1970er Jahre gebaut. Die Windesheimer Winzer boten darin auf dem Dorfplatz ihre Weine an.
Den mobilen Weinverkaufsstand hatte Alfred Weimar (2.v.r.) - dahinter seine Frau Johanna - Anfang der 1970er Jahre gebaut. Die Windesheimer Winzer boten darin auf dem Dorfplatz ihre Weine an.

„Schalke 04 wird deutscher Meister!“, Wagner- und Stellmachermeister Alfred Weimar aus Windesheim drückt seinem Lieblingsverein die Daumen. Natürlich auch den beiden Rheinland-Pfälzern Mainz 05 und 1. FCK. Wenn es um Fußball geht, wird der 80-jährige Ehrenobermeister der Wagner- und Karosseriebauer-Innung Bad Kreuznach leidenschaftlich.

Dabei hatte er es gar nicht so einfach, seinem Hobby nachzugehen. „Am Montag hast du die Knochen kaputt, wenn geschafft werden muss“, zeigte sich sein Vater gar nicht begeistert, wenn’s am Wochenende auf den Fußballplatz gehen sollte. Dabei hatte der junge Alfred nicht einen Tag verletzungsbedingt im Familienbetrieb gefehlt. Er erzählt, wie er sich Anfang der 1950er ganz besondere Schienbeinschoner selbst angefertigt hat - mit Bandsägeblättern als Schutz gegen unfaire Tritte.

„Zu den Spielen fuhren wir mit dem Fahrrad, wenn es weiter weg ging bereits am Vortag. War die Anreise entsprechend lang, dann gehörte es dazu, dass uns die Gastgebermannschaft mit Mittagessen versorgte“, erinnert sich der rüstige Handwerksmeister. Sein VfL Windesheim, den er in den Nachkriegsjahren mit wieder aufgebaut hat, spielte auf Kreisebene, 16 Jahre lang war seine Position die des Mittelläufers. „Sobald der Fußball rief, war ich fort ...“

Gemeinschaftsgefühl

„Fußball haben wir aus sportlichen Beweggründen gespielt. Unser Verein war aber auch immer wichtig für die Kameradschaft, das Gemeinschaftsgefühl im Dorf“, beschreibt Alfred Weimar eine Bedeutung, die bis heute lebendig geblieben ist. Die Folgen eines Autounfalls beendeten seine Karriere mit dem runden Leder, aber die Begeisterung ist geblieben.

Der Einsatz für die Gemeinschaft zeichnete auch das Berufsleben des Wagner- und Stellmachermeisters aus. Mehr als 40 Jahre lang engagierte er sich für seine Innung als Lehrlingswart, als stellvertretender Obermeister und dann an der Spitze der Innung. Die Handwerkskammer Koblenz und die Kreishandwerkerschaft Bad Kreuznach verliehen ihm ihre Goldenen Ehrennadeln.

Den Wandel eines ganzen Berufszweiges vom Holz- zum Metallhandwerk hat er erlebt und aktiv begleitet. „Mit der Währung 1948 ersetzten bald Gummi bereifte Räder die Holzräder, Acker- und Winzerwagen erhielten Fahrgestelle aus Eisen“, erinnert er sich. Sein Wissen und Können aus der Wagnerlehre ergänzte er durch die Ausbildung zum Schmied und Schweißer. 1957 legte er die Meisterprüfung als Stellmacher ab.

Einen Namen machte sich Alfred Weimar aber auch als Nebenerwerbswinzer und Brennholzschneider. Über 50 Jahre fuhr er mit seinem Traktor und der mobilen Bandsäge, die mittels Kardanwelle und Riemenscheibe angetrieben wurde, über die Dörfer und schnitt ungezählte Festmeter Holz Ofen gerecht zu.