Handwerk Special Sonderausgabe Meisterschuss! vom 10.09.2005


„Die dritte Halbzeit ist die schönste“

Mit seiner Friseur-Innung war Gerhard Vetter zweimal deutscher Vizemeister

Friseurmeister Gerhard Vetter genießt in der Koblenzer Vorstadt seinen Ruhestand. Der „Kickaro“ zur vierten deutschen Friseurmeisterschaft zeigt ihn im Mannschaftsbild als dritten von links in der stehenden Reihe.

schon“, räumt Friseurmeister Gerhard Vetter ein. Mit drei Generationen sind die Familienmitglieder eingefleischte TuS-Fans. Der „Kickaro“ - kickender Figaro - aus der Koblenzer Vorstadt sagt, warum ihm der Fußball in seinen mehr als 50 Berufsjahren immer wichtig war: „Die dritte Halbzeit ist die schönste.“

„Fußball gucken oder spielen war nicht nur ein guter Ausgleich nach der Arbeit, es hat auch das Miteinander gefördert“, erinnert sich der 69-Jährige. „Wir konnten über den Sport Kollegen einbinden, die sich in die Innungsarbeit nicht so aktiv eingebracht haben.“ Am Rande der Treffen hatten sich die Koblenzer Friseurmeister zum Fußball verabredet, aus dem lockeren Kicken entwickelte sich eine Mannschaft. 1978 folgte das erste „offizielle“ Spiel gegen den Stadtrat für einen guten Zweck. Man begab sich „unter das Dach des Sportvereins Rot-Weiß Koblenz, um Zugang zu den Trainingsplätzen zu bekommen und im Freizeitsport versichert zu sein“.

Spiele gegen Betriebsmannschaften in der Region folgten, aber auch ein Gastspiel in Italien stand auf dem Plan. „Die Einladung zu einem Turnier am Gardasee haben wir nur unter der Bedingung angenommen, dass die Gastgeber uns den Besuch bei einem 1-Ligaspiel in Verona - dort spielte der frühere 1. FCK-Spieler Hans-Peter Briegel - organisierten.“

Von 1981 bis 1991 trugen die Friseur-Innungen eine eigene deutsche Meisterschaft aus, „die wir hier in Koblenz mehrfach ausgerichtet haben und zweimal als Vizemeister abschließen konnten“, erzählt Gerhard Vetter nicht ohne Stolz. Der „Abteilungsleiter Fußball“ der Koblenzer Innung war nicht nur für die Organisation der Turniere auf „Schmitzers Wiese“ verantwortlich, sondern kümmerte sich auch um die Festschrift „Kickaro“, in der Mannschaften und Spielplan vorgestellt wurden.

An den Meisterschaften teilnehmen durften nur gelernte Friseure, die Ehemänner von Friseurinnen und deren Söhne. „In einem Spiel gegen die Innung Bingen trauten wir unseren Augen nicht, als der frühere BVB-Profi Lothar Emmerich mit auflief. Er soll mit einer Friseurin vom Hunsrück verheiratet gewesen sein ... Aber darum ging es gar nicht. Der Spaß und das Miteinander waren das eigentlich Wichtige.“

Den 1931 von seinem Vater Peter gegründeten Friseursalon übernahm Gerhard Vetter 1967. 1985 gründete er einen zweiten im real-Markt Mülheim-Kärlich, den seit 2002 Ehefrau Helga und Tochter Michèle weiterführen. Gut 40 Lehrlinge haben bei ihm ihr Handwerk erlernt.

Steckbrief: Friseur Vetter im real-Markt
gegr. 1931 in Koblenz heute im Gewerbepark Mülheim-Kärlich 3. Generation 10 Mitarbeiter, 2 Lehrlinge Tel.: 0261/ 27927