Handwerk Special Sonderausgabe Meisterschuss! vom 10.09.2005


„Jedem eine Lehrstelle bieten!“

HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag im Interview

HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag, die „Meisterschuss!“-Schirmherren Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger sowie HwK-Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. Karl-Jürgen Wilbert (v.r.). „Mit dem „Meisterschuss!“ setzen wir uns für den Meisterbrief ein, der für mehr Qualifikation und Ausbildung steht“, so Scherhag. HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag, die „Meisterschuss!“-Schirmherren Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger sowie HwK-Hauptgeschäftsführer Dr. h.c. Karl-Jürgen Wilbert (v.r.). „Mit dem „Meisterschuss!“ setzen wir uns für den Meisterbrief ein, der für mehr Qualifikation und Ausbildung steht“, so Scherhag.

Das neue Lehrjahr hat begonnen. Die Anstrengungen, jedem Jugendlichen eine Chance zu eröffnen, gehen weiter und münden in die „Chancengarantie“ am 20. Oktober. „Die Lehrstellensituation 2005 hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht entspannt“, geht Karl-Heinz Scherhag, Präsident der HwK Koblenz, auf die aktuelle Lage ein.

Mit zahlreichen Aktionen und Initiativen will die Handwerkskammer auch in diesem Jahr jedem Ausbildungswilligen und -fähigen ein konkretes Lehrstellenangebot zu unterbreiten. „Sehe ich unser Engagement und das unserer Partner, bin ich mir sicher, dass wir das schaffen“, macht Scherhag Mut und fordert auch die Jugendlichen auf, ihren Teil beizutragen. „Nicht jeder wird in seinen Traumberuf oder um die Ecke eine Lehrstelle finden. Doch sieht man sich die Vielseitigkeit handwerklicher Berufe und Unternehmen, die regelmäßig ausbilden, an, so ist das Handwerk eine Top-Adresse für eine berufliche Karriere!“ Das Interview im Wortlaut:

Herr Scherhag, wie schätzen Sie die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt im nördlichen Rheinland-Pfalz ein? Wird auch in diesem Jahr jeder Ausbildungswillige eine Lehrstelle im Handwerk bekommen?

Die gegenwärtige Lage gibt keinen Grund zur Dramatisierung. Die Ausbildungsleistungen des Handwerks sind seit Jahren überdurchschnittlich hoch. Wir wissen aber aus der Beratungspraxis, dass die Stimmung bei den Handwerksbetrieben des Landes und ihre Bereitschaft auszubilden, gegenwärtig eher verhalten ist. Ein Unternehmen, das aufgrund der Gesamtkonjunktur in Schwierigkeiten ist, hält sich auch bei der Ausbildung zurück. Dies spiegelt sich in der Zahl der derzeit noch unversorgten Jugendlichen im Kammerbezirk wider. Dennoch sind wir überzeugt, dass in den Nachvermittlungen, die mit dem Tag der Chancengarantie am 20. Oktober ihren Höhepunkt finden, wie auch 2004 jedem Ausbildungswilligen und -fähigen ein konkretes Lehrstellenangebot gemacht wird.

Worin sehen Sie Gründe für die Schere zwischen Lehrstellennachfrage und -angebot 2005?

Dass in diesem Jahr die Lücke zwischen Lehrstellenangebot und -nachfrage größer geworden ist, liegt auch daran, dass nach der Novellierung der Handwerksordnung zum 1. Januar 2004 und der Überführung von 53 Meisterberufen in die so genannten zulassungsfreien Handwerke der Anlage B1 die Betriebszahlen zwar stark angestiegen sind, gleichzeitig die Zahl der angebotenen Lehrstellen deutlich gesunken ist. Über 70 Prozent der Unternehmensgründer im zulassungsfreien Bereich des Handwerks verfügen über keinerlei Qualifikation. Wer selbst sein Handwerk nicht erlernt hat, kann auch kein Wissen und Können an die jungen Leute weitergeben.

Der Gesetzgeber hat es im Januar 2004 ermöglicht, dass sich auch Hobbyhandwerker ohne Fachausbildung in 53 Berufen selbstständig machen können. Die HwK Koblenz hat sich immer wieder für den Meisterbrief stark gemacht. Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Entwicklung?

Die Botschaft „Gestern Lehrling. Heute Geselle. Morgen Meister!“ setzen jährlich 800 Handwerker mit dem Meisterbrief um. Jedes Jahr werden über 600 Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt und Handwerker fit für die Zukunft gemacht. Ob Aus-, Weiter- und Fortbildung bis zur Meisterprüfung, wir können immer wieder nur ermutigen, umfassend an der eigenen Qualifikation zu arbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, welche neuen Alternativen der Gesetzgeber eröffnet hat.

Die Aktion „Meisterschuss!“ im Rahmen der „Morgen Meister!“- Kampagne erweist sich bereits im Vorfeld als Erfolg. Worauf führen Sie das Engagement der kickenden Handwerker zurück?

Die Handwerker sehen sich als große Familie und sie sind stolz, dass für sie ein eigener Fußball-Pokal ausgelobt wurde. Es geht ihnen darum, den Meisterbrief mit seiner Bedeutung in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Idee, Fußball und Handwerk zu verbinden, findet überall großen Zuspruch. Bereits jetzt sprechen die Teilnehmer mit Begeisterung auch von denen hinter dem Rasen, die dieses bundesweit einmalige Event schultern.


Chancengarantie

Am 20. Oktober findet die „Chancengarantie“ statt - eine Aktion von HwK, IHK Koblenz und Arbeitsagenturen, bei der jedem Lehrstellensuchenden ein Ausbildungsplatzangebot unterbreitet wird. Infos bei der HwK, Tel.: 0261/398-223.