Handwerk Special Sonderausgabe Meisterschuss! vom 10.09.2005


Fußballprofi & Handwerker

Zum Titel: Fleischermeister und Torhüter Dimo Wache

Dimo Wache mit den Lehrlingen Tatjana Gontscharenko (v.r.), Florian Maier und Markus Schmidt.
Dimo Wache mit den Lehrlingen Tatjana Gontscharenko (v.r.), Florian Maier und Markus Schmidt.

„Ich rate jedem jungen Menschen zu einer soliden beruflichen Ausbildung“, sagt Dimo Wache, Fußballprofi, Torwart und Kapitän beim Bundesligisten Mainz 05. Neben seiner Profikarriere als Fußballer hat er die Karriereleiter als Fleischer erklommen und die Meisterschaft errungen. „Das Ende einer Profizeit ist naturgemäß früh gesetzt, eine Verletzung kann das Aus bedeuten. Daher muss man sich rechtzeitig auf eine Alternative vorbereiten. Ein Handwerksberuf ist dabei ein guter Weg!“

„Ich hatte schon sehr früh den Traum von einer Profikarriere im Fußball. Als ich dann mit 16 ausziehen wollte, um in der A-Jugend von Bayer Leverkusen zu spielen, haben meine Eltern darauf bestanden, dass ich parallel eine Ausbildung mache“, erzählt Wache. „’Lerne einen Beruf. Was ist, wenn es mit dem Fußball nicht klappt?’, haben sie gefragt. Heute bin ich ihnen dankbar, dass sie den Daumen drauf gehalten haben und ich bin stolz, die Doppelbelastung Training und Fleischerlehre gepackt zu haben“, sagt er.

Tugenden aus der Lehre sind 1:1 projizierbar

Er erzählt von seiner Lehrzeit in einem Zwei-Mann-Betrieb, in dem er „richtig hart ran“ musste. „Manchmal wollte ich die Lehre hinwerfen, habe mich aber durchgebissen, immer mit dem starken Willen, eine Sache erfolgreich zu beenden“, bekennt Wache. In dieser Zeit habe er auch gelernt, „sich von erfahrenen Kollegen, die bereits Persönlichkeiten sind, etwas sagen zu lassen. Aus Respekt vor dem Lehrherrn“, beschreibt er das.

„Beharrlichkeit, Willensstärke, Durchhaltevermögen, auch wenn es nicht immer gut läuft“, sind Tugenden, die er damals erworben hat und die ihm heute zugute kommen. „Man muss kämpfen können für den Erfolg, bereit sein, immer an sich zu arbeiten, Interesse und Leidenschaft zeigen. Das sind Eigenschaften, die sich vom Handwerk in meine Profilaufbahn als Fußballer eins zu eins projizieren lassen.

Oben zu bleiben ist harte Arbeit

„Es ist harte Arbeit, sich oben halten zu können, als Fußballprofi und als Handwerksunternehmer.“ Er erwähnt, dass er später zusätzlich lernen musste, mit dem ihm 1998 diagnostizierten Diabetes umzugehen. „Wenn man danach lebt und sich entsprechend ernährt, schließen sich die Krankheit und sportlicher Erfolg nicht aus“, weiß er heute. „Das Nahrungsmittelhandwerk hat seinen Anteil daran, dass man ohne Reue genießen kann.“

Schon im Tor von Mainz 05, wird er wegen Kreuzbandriss für ein Vierteljahr außer Gefecht gesetzt. Er nutzt diese Zeit und erwirbt den Meisterbrief in seinem Handwerk. „Auch das war hart“, erinnert er sich, „Meisterschule und der Druck, schnell wieder gesund zu werden.“ Er packt es. Sein Meisterbrief hängt als Zinnstich in seinem Büro. „Das Handwerk gehört zu mir“, sagt er und verweist auf seine guten Kontakte zur Fleischerinnung und zu Berufskollegen. Auch wenn er sich derzeit eine aktive Rückkehr in sein Handwerk nicht mehr vorstellen kann, kommen ihm die im Meisterkurs erworbenen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse durchaus zugute. Er ist Geschäftsführer eines Sportgeschäfts in Mainz. „Kalkulieren muss man können, egal ob mit Wurst oder Fußballschuhen“, lacht er. „Und das Feeling für die Wurstherstellung ist auch noch da. Meine Salami mit Cognac, die ich in der Vorweihnachtszeit bei Freunden produziere, ist ein beliebtes Weihnachtsgeschenk“, verrät er.

Bundesliga und Handwerk haben sich verändert

Dass das Handwerk jetzt ein eigenes Fußballturnier austrägt, findet er eine „ausgezeichnete Idee. Über den Fußball beschäftigen sich die jungen Leute mit dem Handwerk. Es ist in ihren Köpfen. Handwerk stellt sich mit dieser Aktion modern und flexibel vor. Handwerk hat sich verändert. Auch in der Bundesliga wird heute nicht mehr gespielt wie vor 20 Jahren. Der Meisterschuss wird deshalb seine Wirkung nicht verfehlen.“

Als Fleischermeister schlägt sein Herz verständlicherweise für seine Kollegen, die beim Fußballturnier mitkicken. „Ich drücke den Meisterschuss-Fleischern ganz fest die Daumen!“

Steckbrief: Dimo Wache
geb. 1.11.1973 Torwart und Kapitän beim Bundesligisten Mainz 05 im Verein seit 1995 28 Bundesligaspiele bisherige Vereine u.a. Borussia Mönchengladbach (1992-1995), Bayer Leverkusen (1990-1992), SC Ovelgönne bis 1986


Tooor: Sternstunde auf dem Bundesligarasen

Normalerweise versucht Zimmerer Markus Schmidt (Ausbildungsbetrieb André Weide in Mayen) an ihnen vorbei zu kommen - auf dem Rasen des Mainzer Bundesligisten 05 freute sich der 16-Jährige aber, neben einem Torhüter zu stehen. Der junge Fußballer spielt in der Bezirksliga als Offensivmann und schoss in der letzten Saison mit 24 Treffern neuen Vereinsrekord seiner Altersklasse. In Mainz freute er sich über das Treffen mit Dimo Wache anlässlich des Titelfotos und war „schon ein bisschen aufgeregt“. Nun gibt´s beim nächsten Training zu Haus einiges zu berichten. Weniger dem Fußball als eher dem Basketball ist Florian Maier zugetan. Für Fußball interessiert sich der Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (Ausbildungsbetrieb Elektro Pretz, Koblenz) trotzdem. „Mein Lieblingsverein ist Real Madrid.“ Aber auch Mainz 05 findet er gut und genoss die Stadionathmosphäre beim Fotoshooting „und natürlich, mal so dicht an einen Profi heranzukommen.“ Das fand auch Tatjana Gontscharenko „richtig toll“. Die Fachverkäuferin erlernt ihr Handwerk in der Koblenzer Fleischerei Seul und betrat zum ersten Mal ein Bundesligastadion - und dann gleich den heiligen Rasen des Mainzer Bruchwegs ...