Handwerk im Winter vom 20.11.2004


Fischers Zinn ist engelsrein

Westerwälder pflegt jahrhundertealte Tradition des Zinngießens

„Zinn mit dem Handwerkssiegel ‚Engel mit Schwert und Waage’ bietet die Gewähr für die Reinheit des Materials und dafür, dass der Gegenstand massiv gegossen wurde“, erklärt Hans-Günther Fischer aus Höhr-Grenzhausen. Noch heute übt der 70-Jährige sein seltenes Handwerk aus. Er ist Zinngießer, lebt und arbeitet seit 1969 im Westerwald.

In „reiner Handarbeit und mit Gespür für Ästhetik“, wie er stolz berichtet, fertigt er seine Teller, Krüge, Kannen, Deckel, Untersetzer nach jahrhundertealter Tradition. „Früher habe ich sehr viel für den Einzelhandel gearbeitet“, erzählt er. Heute fertigt er hauptsächlich Ehrenpräsente und Präsente für Vereine und Verbände. Aktueller Auftrag: 30 Zinnbecher mit dem Logo der Handwerkskammer Koblenz für die Mitglieder der Vollversammlung.

Wer das Exklusive liebt und auf der Suche nach kunsthandwerklich gefertigtem Zinngeschirr oder einem Bierkrug aus Keramik mit Zinndeckel oder einem Kerzenständer ist, der ist bei „Zinn-Fischer“ ebenfalls willkommen. In einer kleinen, aber feinen Ausstellung neben seiner Werkstatt findet der Besucher genügend Anregungen.

Beim Zinngießen zugeschaut

Wer Hans-Günther Fischer beim Gießen zuschaut, spürt: Der Zinngießer arbeitet mit ruhiger Hand und viel Feingefühl. In einem eisernen Kessel werden die Zinnbarren bei 300°C geschmolzen. Die unterschiedlichen Formen aus Stahl, Guss oder Messing müssen im Bleibad auf die gleiche Temperatur vorgewärmt werden.

Mittels Zange nimmt Fischer die heiße Form aus dem Hitzebad und gießt mit einem Schöpflöffel das flüssige Zinn in die Form. Anschließend fixiert der Zinngießer die Form in einer Presse, sodass Oberteil auf Unterteil bleibt.

„Der Erstarrungsprozess kann zwischen fünf und 45 Minuten liegen. Durch das homogene Erstarren des Zinns verringert sich das Volumen um fünf Prozent. Es muss deshalb regelmäßig Zinn nach gegossen werden“, erklärt Fischer. Sobald das Zinn erstarrt ist, wird die Form mit einem Zinnhammer geöffnet und der fertige Guss aus der Form geschlagen. „Teile, die nicht in einem Stück gegossen sind, müssen mit der Gasstichflamme zusammengelötet werden“, ergänzt Fischer. Mit Bimsmehl und Stoffschleife wird die Oberfläche glatt geschliffen. Der silbrige Glanz des Zinns entsteht, nachdem der Gegenstand mit einer Kratzbürste bearbeitet wurde.

„Solange meine Arbeit noch gefragt ist und ich die ruhige Hand habe, werde ich mein Handwerk weiter ausüben“, ist Fischer, der seine Fitness durch „viel Sport“ erhält, überzeugt. Er lebt jeden Tag sein Motto: Mache alles was du tust mit Freude, aber bewahre dir den ernsten Durchblick.

Steckbrief: Zinn-Fischer, Höhr-Grenzhsn.
Werkstatt & Verkaufsausstellung | Rheinstraße 57a, 56203 Höhr-Grenzhausen | Tel.: 02624/ 7601, Fax: -5454


Tipps vom Fachmann zur Zinnpflege

Gebrauchszinn spült man in warmem Wasser mit einem milden Spülmittel, schwenkt mit klarem Wasser nach und trocknet es mit einem weichen Tuch ab. Zinn ist ein weiches Metall, deshalb nicht scheuern oder kratzen. Nicht in die Geschirrspülmaschine geben. Wachsreste an Leuchtern entfernt man durch Eintauchen in heißes Wasser und Abreiben mit Fließpapier. Eine künstliche Antikfärbung stellt keineswegs eine Wertsteigerung dar, sondern ist nur eine Frage des persönlichen Geschmacks.