Mit der Formulierung, mit etwas baden gegangen zu sein, verbindet man allgemein einen Fehlschlag. Ganz anders das Meisterstück, dass ein junger Handwerksmeister zusammen mit den Arbeiten 14 weiterer Jungmeister dem öffentlichen Urteil stellte: Die Badewanne aus Holz sieht toll aus, wurde handwerklich perfekt gearbeitet und war damit einer der Hingucker der Präsentation Tischlermeisterstücke.
„Wir sind Tischlermeister und haben etwas geleistet“, sind sich die 14 jungen Männer einig. Sie sind zu Recht stolz. Sie haben ihren Vollzeitmeisterkurs bei der HwK Koblenz erfolgreich abgeschlossen. In diesen Tagen präsentierten sie traditionsgemäß im HwK-Bauzentrum ihre Meisterstücke der Öffentlichkeit. „Die Besucher waren sehr kritisch. Sie legten viel Wert auf interessantes Design und individuelle Handarbeit. Die jungen Tischlermeister erfüllten die Erwartungen, zeigten kreative Möbel, kombiniert mit technischen Kniffen“, so Tischlermeister Bernd Schütz. Der erfahrene Mitarbeiter der HwK hat in den letzten sieben Monaten sein Wissen an die jungen Meister in spe weiter gegeben.
Zu den Dozenten im HwK-Meisterkurs gehört auch Axel Kufus. Er ist Tischlermeister und Professor für Gestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar und zählt auf seinem Gebiet zu den Top-Adressen in Deutschland. Mit seinen Ideen und seiner Art, sich mit Fragen der Gestaltung auseinander zu setzen und sie zum Inhalt der handwerklichen Arbeit zu machen, hat er die Meisterschüler schnell für seine Sache aufgeschlossen. „Professor Kufus hat unsere Köpfe geöffnet und deutlich gemacht, dass der Gestaltung in unserem Handwerk eine wichtige Rolle zukommt. Möbel müssen nicht nur funktionell sein, sondern auch das Auge ansprechen. Optimal ist das Zusammenspiel von Optik, Gestaltung, Ergonomie und handwerklicher Arbeit“, so die Teilnehmer.
Die zahlreichen Besucher sahen optisch reizvolle Objekte. Der Trend ging weg vom antiquierten Outfit, hin zum supermodernen Design. Ralf Schörner aus Meckenheim erhielt für seinen Utensilienschrank aus Zembrano, Granit und Glas mit 100 Punkten die volle Punktzahl. Für den 27-Jährigen ist der Meisterbrief das Sprungbrett in die Selbstständigkeit.
Eine Badewanne mit Ablage und Fußhocker aus Padouk und Bubinga zeigt Klaus Stahlschmidt aus Dickendorf/Ww. „Ich bade gern und wollte dies in einer Wanne tun, die ich selbst entworfen und gebaut habe“, beschreibt er sein ungewöhnliches Meisterstück. „Ich habe die Meisterprüfung gemacht, um meine Fähigkeiten zu erweitern. Als Handwerksmeister hat man fundiertes Wissen erworben und die Fähigkeit, dieses weiterzugeben. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt er.
160 Stunden hat Stephan Müller aus Rott bei Altenkirchen an seinem Meisterstück, einem Geschirrschrank aus Kirschbaum, gearbeitet. „Die Idee war, die Polarität zwischen der organisch gewachsenen Form des Baumes und der geraden symmetrischen Form des daraus entstehenden Schrankes zu zeigen“, erklärt er seine Überlegungen vor der praktischen Umsetzung. Der 23-Jährige arbeitet derzeit als Meister in der Tischlerei Koch in Altenkirchen. „Ich möchte noch sehr viele Erfahrungen sammeln, um mich später selbstständig zu machen“, erläutert er seine Zukunftspläne.