Handwerk Special 101 vom 23.10.2004


Eingebunden in Individualität und Vielfalt

Buchbindermeisterin aus Burgen verbindet Tradition mit künstlerischem Touch

Vom Blatt Papier bis zum fertigen Buch bietet Claudia Theuer-Grings alles aus einer Hand.
Vom Blatt Papier bis zum fertigen Buch bietet Claudia Theuer-Grings alles aus einer Hand.
Mit ihrem Konzept der „offenen Werkstatt“, in der Kunden bei der Arbeit zusehen können, und individueller Produktgestaltung steuert Theuer-Grings mit dem Buchbinderhandwerk in eine sichere Zukunft.
Mit ihrem Konzept der „offenen Werkstatt“, in der Kunden bei der Arbeit zusehen können, und individueller Produktgestaltung steuert Theuer-Grings mit dem Buchbinderhandwerk in eine sichere Zukunft.

„Ich wollte immer einen handwerklichen Beruf erlernen, der Tradition pflegt und Spielraum für eigene Ideen lässt“, erinnert sich Buchbindermeisterin Claudia Theuer-Grings aus Burgen. Nach Lehr-, Gesellen- und Meisterjahren in einem großen Archiv, gründete sie 1987 ihre eigene Buchbinderei.

„Wenn man selbstständig ist, lassen sich familiäre und berufliche Pflichten besser vereinen“, begründet die Mutter dreier Töchter diesen Schritt. Im malerischen Moselort hat die 44-Jährige ihre Werkstatt. Seit kurzem befindet sich diese in einer ausgebauten Scheune mit großen Fenstern. „Eine offene helle Werkstatt war beabsichtigt. Das habe ich mir immer gewünscht“, erklärt die Buchbindermeisterin. Wer vorbei geht, kann ihr zuschauen, wie sie Leder weich klopft, Seiten säubert, Flecke entfernt und an Prägepresse, Heftlade und Schneidemaschine werkelt. Die Werkstatt von Claudia Theuer-Grings ist in Burgen auch Ort der Kommunikation. Jeder, der eintritt, ist vom Flair der Werkstatt angetan, Ruhe und Behaglichkeit strahlt sie aus. Man sieht, hier wird gearbeitet, spürt aber auch einen Hauch Exklusivität. Das mag an den Einbänden vieler Bücher aus Geweben, kostbarem Leder, Fell, Schiefer oder Holz liegen, die dekorativ in den Regalen ausgestellt sind. „Einband-Design zählt zu den Highlights des Buchbinderhandwerks“, erklärt Claudia Theuer-Grings. „Das bezieht sich hauptsächlich auf Sonder- oder Einzelanfertigungen, deren Ausführung durchaus künstlerischen Anspruch erheben kann“, fügt sie hinzu.

Alltagsgeschäft und Ausgefallenes

Als Alltagsgeschäft bezeichnet die Meisterin das Binden von Diplomarbeiten, Dissertationen oder Monatszeitschriften. Angelieferte Druckbogen werden gefalzt, geschnitten, geheftet oder geklebt, bis sie als Hard- oder Softcover, Buch, Zeitschrift oder Kalender wieder auf den Markt kommen. Ausgefallene Restaurierungsaufträge haben für sie einen besonderen Reiz. Als Beispiel nennt sie Sammlerstücke, die durch ihre Arbeit wieder benutzbar werden, so die Bücher eines Wappenkundlers, die aus dem 15./16. Jahrhundert stammen. Bücher in Maxigröße mit 40 x 30 cm Länge und Breite, dabei 10 cm dick, restauriert sie ebenso wie die „Minis“ mit 4 x 5 cm.

Schmückende Gestaltung

Claudia Theuer-Grings verbindet traditionelles Handwerk mit künstlerischem Anspruch. Durch innovative Farbtechniken erzielt sie interessante Effekte auf dem Einband oder dem Papier. Zu ihren Meisterstücken zählt ein Pergamentband mit Einlegearbeiten und Schuber über den Schriftkünstler Rudolf Koch. Aber auch Kassetten, Schmuckschatullen, Urkundenrollen, Fotoalben und vieles mehr wird von der Buchbinderin entworfen und handwerklich produziert.

In der traditionellen Winterausstellung der Handwerkskammer Koblenz vom 18. November bis Ende Januar 2005 wird sie mit ihren Arbeiten einen Einblick in die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten ihres Handwerks geben.

Steckbrief: Buchbindermeisterin Claudia Theuer-Grings, Burgen
Bunchbinderarbeiten aller Art mit verschiedenen Materialien gegründet 1987
Tel: 02605/4372 Internet: www.buchbinder-online.de