Echtes Hand-Werk ist die Herstellung der Türen für die Holzbacköfen. |
Der Backofenbau in Bell hat Tradition. Früher lebten in dem Dorf oberhalb des Laacher Sees fast alle vom Ofenbau mit vulkanischem Tuffstein. Heute sind es ganze drei Betriebe, aber die haben wieder Konjunktur. Ob aus nostalgischen oder ökologischen Gründen - Holzofenbrot und Steinofenpizza sind genauso gefragt wie wohnliche Kamine, die umweltfreundlich mit Holz befeuert werden.
Einer der Ofenbauermeister in Bell ist Gerd Zepp. Auch wenn der 39-Jährige aus einer alten Backofenbauerfamilie stammt, in der er bereits viel über seinen Beruf gelernt hatte, ging er den Umweg über eine Maurerlehre, die Ausbildung zum Schweißer bei der HwK Koblenz und die Arbeit als Schlosser bei Ofenbauer Karl Heuft, mit dem er bis heute zusammenarbeitet. Damit hatte er bereits wichtige Grundlagen des Backofenbaus erlernt. Als er sich dann zwischen 1995 und 2000 auf seine Meisterprüfung vorbereitete, musste eigens für ihn ein Prüfungsausschuss bei der HwK eingerichtet werden.
An die natürlichen Eigenschaften des Tuffsteins aus der Eifel als Kern der Backöfen kommen auch die besten Schamottsteine nicht heran. Er nimmt die Wärme sehr schnell auf, speichert sie lange und gibt sie „weich“ wieder ab, wie es Gerd Zepp nennt. „Natürlich muss das ‘Holzofenbrot’ auf dem Tuffstein, auf der Brandstelle gebacken sein, sonst darf es nicht unter diesem Namen verkauft werden“, erklärt der Meister aus Bell.
Bäckereien, die sich vom Standard abheben möchten, aber den Steinofen dennoch mit Gas, Öl oder Wasserdampf beheizen - gesteuert durch modernste Computertechnik -, nutzen dieselben charakteristischen Backeigenschaften des Tuffsteins wie der Pizzabäcker bei seinem Holzofen.
Kunden in ganz Deutschland und den Nachbarländern gewinnt Gerd Zepp über das Internet, aber auch durch Mundpropaganda. Zu seinen Stammkunden zählen Familien, in denen jede Generation ihren Holzbackofen bestellt hat. Auch der eigene „Backes“ im Garten ist gefragt. Für dessen Betrieb im Freien hat der Ofenbauermeister einen Selbstbausatz entwickelt. Ein weiterer Service: Mit einem fahrbaren und fest auf einem Pkw-Anhänger montierten Backofen bietet er etwas Besonderes für Feste und Veranstaltungen von Heimat-, Sport- und sonstigen Vereinen.
Steckbrief: Backofenbau Zepp, Bell
Meisterbetrieb im Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk | 1. nachweisliche Erwähnung 1857, 4. Generation | Backöfen, Gemeindebacköfen, Kachelöfen, Heizkamine | Sonderanfertigungen wie fahrbare Holzbacköfen | Tel.: 02652/ 51194 | Internet: www.backofenbauer.de
Unweit des Eifel-Maares bei Maria Laach liegt in einer muldenförmigen Senke Bell. Der Ort mit heute knapp 1600 Einwohnern war bereits um 200 v.Chr. besiedelt. Vor Ort gefundene, behauene Tuffsteine lassen darauf schließen, dass die Römer den Beller Tuffstein schon als Baumaterial nutzten. Für den Backofenbau, vermutet die geschichtliche Forschung, findet der Tuffstein von Bell bereits seit 1000 Jahren Verwendung, während sich die handwerkliche Ausnutzung größeren Umfangs erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entfaltete. Aus dem Jahre 1822 ist zu lesen, dass fast das ganze Dorf den Backofenbau als Haupterwerbsquelle betrachtete.
Die Backofenbauer errichteten damals in manchmal langer Abwesenheit von zu Hause und bis weit hinter die Grenzen des Heimatlandes die Öfen, während in den Brüchen um Bell der Tuffstein gebrochen, vorbereitet und mittels Pferd und Wagen an Ort und Stelle oder zur Einschiffung an den Rhein gebracht wurde. Diese Handwerkstradition wird noch heute von drei Betrieben fortgesetzt. – Mehr dazu unter www.mendig.de