Handwerk im Sommer vom 03.07.2004


Das Eine schließt das Andere nicht aus

Ein Professor führt in Lehmen einen Handwerksbetrieb

„Mitarbeiterintegration spielt in unserem Familienunternehmen eine wichtige Rolle“, machen Prof. Matthias Urmersbach (rechts) und Vater Hermann (Mitte) deutlich, hier zusammen mit Tischlermeister Erhard Brachtendorf.

Wie kommt ein promovierter Wirtschaftsingenieur und Professor für Projekt- und Ressourcenmanagement dazu, einen Handwerksbetrieb zu leiten? Wir haben nachgefragt in der Tischlerei Urmersbach im Moselort Lehmen.

Theorie & Praxis verbunden

Dr. Ing. Matthias Urmersbach hat einen Lehrauftrag für Prozess- und Ressourcenmanagement an der Fachhochschule Weihenstephan. Zusätzlich lehrt er an der Fachhochschule Hannover das Fach Baubetrieb. Er ist mit Leib und Seele Hochschullehrer. Sein Herz schlägt für die Forschung, das spürt man im Gespräch. Dennoch ist er bodenständig geblieben. Nach dem Abitur hat er eine Tischlerlehre abgeschlossen und seitdem den Bezug zu Praxis und Realität stets behalten. Die Übernahme des Tischlerbetriebs von seinem Vater Hermann Urmersbach im letzten Jahr ist deshalb keine Überraschung.

„Das Tischlerhandwerk gehört zu unserer Familie und zu meinem Leben. Mein Urgroßvater und meine beiden Großväter waren Tischlermeister. Als mein Vater sich aus Alters- und gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste, stand für mich fest, die Familientradition fortzuführen“, sagt er. „Die praktischen Erfahrungen aus der Führung eines Handwerksunternehmens und den Gedankenaustausch und die Zusammenarbeit mit Praktikern lasse ich in meine Lehrtätigkeit einfließen. Das Zusammenspiel von betriebswirtschaftlicher Theorie und der unternehmerischen Praxis ist ein wichtiger Input für beide Tätigkeiten“, berichtet er.

Verantwortung & Mitarbeitertreue

„Mitarbeiter, die Verantwortung tragen und eigene Ideen verwirklichen können, bringen sich engagierter in die Firma ein“, ist der Chef überzeugt. Das Integrieren von Mitarbeitern in die Geschäftsführung ist ein Beispiel. So steht Professor Urmersbach mit Erhard Brachtendorf ein erfahrener Tischlermeister zur Seite. Er hat in der Firma gelernt und ist seit 26 Jahren dabei. Es ist auch selbstverständlich, dass es für jeden Kundenauftrag einen Kollegen als Ansprechpartner gibt.

Mitarbeitertreue und Ausbildung hat in der Schreinerei, die 1934 von Ignatz Urmersbach gegründet wurde, einen hohen Stellenwert. Fünf Mitarbeiter, die alle im Betrieb ausgebildet wurden, sind das Team. Drei Lehrlinge lernen derzeit in der Firma.

Vielseitigkeit sichert Aufträge

Das Angebot des Handwerksunternehmens ist breit gefächert. Es umfasst die gesamte Palette des Tischlerhandwerks, ob Fenster, Treppen oder Lackmöbel. Kundenberatung und Kundenzufriedenheit stehen dabei obenan. „Entfernungen spielen weniger eine Rolle, wenn sich ein Auftrag dahinter verbirgt“, so Prof. Urmersbach. So fährt er auch zu einer Beratung nach München, um dann später für den gewonnenen Kunden eine Treppe zu bauen. Der Dienstleistungscharakter spielt in der Firma eine große Rolle. „Wenn am Weihnachtsabend im Ort die Tür zufällt, sind wir zur Stelle, um zu helfen, ohne dies in Rechnung zu stellen. Ein Dankeschön tut es auch.“

Steckbrief: Tischlerei Urmersbach, Lehmen
gegründet 1934 | alle Arbeiten im Tischlerbereich, u.a. im Fenster-, Türen-, und Treppenbau | 5 Mitarbeiter, drei Lehrlinge | Tel.: 02607/4029 | Internet: www.Schreinerei-Urmesbach.de