Handwerk Special 97 vom 07.02.2004


„Ich bin stolz, Handwerksmeister zu sein“

Jochen Schmitt engagiert sich für sein Handwerk und den Meisterbrief

Gemeinsam bieten Ines und Jochen Schmitt ihren Kunden ein umfangreiches Leistungspaket.
In der Ganztagsschule Betzdorf leitet Ines Schmitt die Keramik AG. Die Arbeiten der Schüler, die sie im Kooperationsprojekt „Handwerksbetrieb und Schule“ gefertigt haben, wurden von der HwK mit dem 2. Preis ausgezeichnet.

„Den Meister machen? Wofür das denn? So war früher einmal meine Einstellung. Die Praxis hat mich aber inzwischen längst eines Besseren belehrt“, erzählt Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Jochen Schmitt aus Grünebach bei Betzdorf. „Heute bin ich stolz, Fliesenlegermeister zu sein. Ich weiß, wie viel Wissen man in der Zeit der Meistervorbereitung erwirbt. Hintergrundwissen im fachtheoretischen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Bereich, das man eins zu eins direkt im täglichen Geschehen umsetzen kann. Welcher Arbeitnehmer oder Ich-AGler kennt sich mit der Bibel des Bauwesens, der VOB, aus? Vor allem stellt sich hier die Frage nach der fachlichen und sozialen Verantwortung der Ausbildungsleistung“, betont Schmitt.

Auch wenn inzwischen der Meisterbrief als Grundlage für die Selbstständigkeit im Fliesenlegerhandwerk weggefallen ist, empfiehlt er jungen Fliesenlegergesellen dringend die Meisterschule als Basis für geplante Selbstständigkeit. „Fliesen kleben kann jeder halbwegs Geschickte selber. Sie mit Sinn und Verstand auch auf schwierigsten Untergründen verlegen, kann man nur mit entsprechendem Fachwissen. Nur im Meistervorbereitungslehrgang lernt man die wichtigsten Regeln für das Arbeiten auf dem Bau“, so sein Plädoyer für den Meisterbrief.

Spezialisierung

Im Januar vergangenen Jahres gründete Schmitt seinen eigenen Fliesenfachbetrieb, nachdem er bereits als Gesellschafter einer GbR Erfahrungen sammelte. Neben dekorativer Keramik nach Kundenwunsch in verschiedenen Formen und Glasuren sowie handgefertigten Bordüren, Formstücken und Reliefs aus der eigenen Abteilung, hat sich die Firma „Spezialbau Schmitt“ auf barrierefreies Bauen spezialisiert. „Wir sind bundesweit der 1. Fliesenlegerbetrieb, der vom Deutschen Zentrum für Gerontotechnik als „Fachbetrieb für Senioren- und Behindertengerechte Installation“ zertifiziert wurde“, berichtet er stolz. Gemeinsam mit seiner Frau Ines informiert er über Finanzierungsmöglichkeiten in diesem Bereich, stellt entsprechende Zuschussanträge an Berufsgenossenschaft oder Pflegekasse und erwarb die Voraussetzung zum direkten Abrechnen mit den Krankenkassen. Die Idee zur Spezialisierung kam dem 40-Jährigen aus familiären Gründen. „Meine Schwiegermutter, die mit im Haushalt lebt, ist selbst Schlaganfall betroffen“, erklärt er. So entstand das erste barrierefreie Bad im eigenen Haus. Ein weiteres wurde speziell als Musterbad zum Ausprobieren konzipiert. Inzwischen bietet der Handwerksmeister seinen Kunden ein Rundumprogramm bei der Sanierung oder Neuerstellung ihres Traumbades an. „Zu unserer Handwerkerkooperation gehören Schreiner, Maler, Elektriker und Installateure. Der Service erstreckt sich von der Beratung über die Planung bis zur kompletten Erstellung. Ich stehe den Kunden dabei als alleiniger Ansprechpartner zur Verfügung. Die schlüsselfertige Endreinigung ist für uns selbstverständlich“, beschreibt Schmitt das neue Dienstleistungsangebot. In Zukunft möchte der Fliesenlegermeister auch als Sachverständiger in seinem Handwerk aktiv sein. Das Grundlagenseminar hat er bereits erfolgreich absolviert.

Schule und Handwerk

Vor allem Ines Schmitt stellt ihr künstlerisches Know-how den Schülern der Ganztagsschule Betzdorf zur Verfügung. Seit zwei Jahren leitet sie in ihrem Haus die Keramik AG. Als die Handwerkskammer Koblenz zum Schuljahresbeginn 2002/03 Ganztagsschulen das Angebot machte, sich mit klaren handwerklich orientierten Projekten zu profilieren, war die Keramik AG dabei.

Für ihre Statuen zum Thema „Unsere Welt“ wurden die Schüler auf der MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz 2003 mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. „Für den Einstieg der Schüler in die Berufs- und Arbeitswelt ist es wichtig, dass Berufspraktiker den Schülern bei ihren Projekten mit Rat und Tat helfen. Durch das Engagement von Handwerkern wird die Verbindung von Schule und Handwerk vor Ort vertieft“, begründen Jochen und Ines Schmitt ihr Engagement.