Handwerk Special 66 vom 27.01.1999


Ehemals Kurfürstlicher Hofuhrmacher

Für 193 Taler, 49 Albus, 1 Ohm alten Weins ...

... ernennt der Kurfürst Ende des 18. Jahrhunderts Johann Georg Nicolaus Halm zum Hofuhrmacher. Sein Vater, Johann Caspar, hatte 1772 an der Liebfrauenkirche das erste Uhren-Fachgeschäft am Mittelrhein eröffnet.

Uhren Halm
Aus dem Gespräch mit den Kunden weiß Ute Luxem, daß mechanischen Uhren wieder im Trend liegen. Die fachkundige Beratung gehört bei ihr dazu.

Wer erinnert sich noch an das Schlagen der Taschenuhren der Passagiere in den Postkutschen? Es war dunkel, die Taschenuhren aber schlugen leise und machten die Zeitangabe möglich. Und nur gut betuchte Koblenzer konnten sich damals eine eigene Uhr leisten - die Kirchturmuhr gab die Zeit für alle an.

Johann Caspar Halm erkennt jedoch die Zeichen der Zeit und führt mit seinem Angebot Zimmer-, Haus- und Taschenuhren in Koblenzer Haushalte ein. Das Geschäft etabliert sich und weitere Generationen setzen die Tradition fort. Franz Augustin Halm verlegt rund hundert Jahre später den Betriebssitz an den Plan und bietet „Taschenuhren für Herren und Damen in Gold, Silber, Stahl und Nickel zum Preis von drei bis 500 Mark". Ein Abonnement für jährliches Aufziehen von Pendulen und Hausuhren rundet das Angebot des Hauses ab. Zu dieser Zeit setzt auch etwa die Serienproduktion der Armbanduhren ein, der Uhrmacher ist nicht mehr nur Hersteller, sondern setzt auch industriell gefertigte Uhren instand. Sein Sohn Wilhelm Halm wird 1898 geboren und tritt als letzter in der Familie das Erbe seines Vaters 1938 an. In diesem Jahrhundert stellt das Uhrmacherhandwerk seine Innovationskraft voll unter Beweis. Umfassendes Know-How in modernen Technologien, Feinmechanik und eine ruhige Hand für Präzisionsarbeit sind gefragter denn je. Es ist nicht mehr die Feder, die das Uhrwerk antreibt, sondern die Batterie, zur Mechanik kommt die Elektronik. Die High-Tech-Welt erfordert viel präzisere Instrumente, die Atom-Uhr in der physikalisch-technischen Bundesanstalt in Braunschweig gibt die Zeit an, die über einen Sender in Frankfurt von den neuesten Uhren empfangen wird. Die genaue Zeit stellt sich selbsttätig ein, Sommer- und Winterzeit, Tag und Datum, die Energie liefert eine Mikrobatterie.

Wilhelm Halm hat selbst keine Kinder und übergibt 1965 die Firma an seinen ehemaligen Lehrling Erich Wörsdörfer. Mit ausgezeichneter Gesellenprüfung und sehr guter Meisterprüfung kennt dieser sein Handwerk und den Betrieb von Grund auf. Seine Tochter Ute Luxem wächst mit der Faszination des Berufs auf, macht 1981 die Meisterprüfung und übernimmt das Unternehmen 1993. „Die mechanischen Uhren liegen wieder im Trend", berichtet sie, „das liebenswürdige Ticken von Armbanduhren, Taschenuhren, Regulatoren oder Pendulen ist für manchen wichtiger als jede hundertstel Sekunde. Die Wahl der Uhr zeigt das Verhältnis des Trägers zu ihr, von sportlich bis elegant oder peppig." Das Angebot wird durch eine reizvolle Schmuckauswahl ergänzt, Anregungen holt sich Ute Luxem auf Fachmessen in München und Leipzig. „Dazu sind wir spezialisiert auf Reparaturen und besondere Wünsche der Kunden zum Beispiel bei Erbstücken." Ihr Vater hilft noch in der Werkstatt, ihr Sohn Florian, der noch zur Schule geht, interessiert sich bereits für den Beruf.