Wie wichtig ist jungen Leuten Geld und Karriere? Welche Rolle spielen bei den 17- bis 20jährigen Beschaulichkeit und ideelle Sehnsüchte? Haben sie Träume und was verbinden sie mit Weihnachten?
Mathias Büttner, 18 Jahre, Gas- und
Wasserinstallateurlehrling aus Spay:
Ich komme aus Neustrelitz und habe
meine Lehrstelle in Spay über das Arbeitsamt bekommen. Jetzt wohne ich bei
meinem Chef im Haus. Er hat einen gleichaltrigen Sohn und ich habe sozusagen
Familienanschluß. Sonst wäre ich sehr allein. Ich war noch nie so
lange von zu Hause weg. Meine Mutter hat anfangs oft geweint. Wir haben ein
gutes Verhältnis und ich wünsche mir, daß das so bleibt. Ich bin
ein harmoniebedürftiger Mensch, Streit würde mich sehr belasten.
Weihnachten werde ich natürlich in Neustrelitz sein. Am Heiligen Abend gibt
es traditionell Karpfen.
Torsten Retterath, 18 Jahre, Kfz-Mechanikerlehrling aus
Wiesenscheid/Eifel:
Für mich ist der Job wichtig. Ich will gut
verdienen, um meiner Familie später etwas bieten zu können. Deshalb
werde ich auch den Meisterbrief erwerben. Wenn es im Beruf funktioniert, klappt
es auch in der Familie. Arbeitslosigkeit bringt viel Kummer. Streit in der
Familie ist dadurch geradezu vorprogrammiert. Weihnachten? Ich wünsche mir
ein Sportlenkrad für meinen alten Opel. Aber eigentlich ist erst richtig
Weihnachten, wenn die ganze Familie zusammen in die Kirche geht.
Patrik Bahn, 22 Jahre, Büroinformationselektronikerlehrling
aus Sohren:
Ich träume von einem eigenen Haus. Da ich schon eine Lehre
als Bauzeichner abgeschlossen habe, kann ich mir genau vorstellen, wie es
aussieht. Es hat ein Schlafzimmer mit einem großen Panoramafenster, da
kann ich vor dem Einschlafen die Sterne beobachten. Meine Kinder möchte ich
einmal zu anständigen Menschen erziehen: frei, aber geführt. Wichtig
ist, daß Eltern immer für ihre Kinder da sind. Der Vater meiner
Freundin ist oft von zu Hause weg, er fehlt besonders ihrem 16jährigen
Bruder. Zu Weihnachten freue ich mich über Kleinigkeiten. Zusammensitzen
mit der Familie bei Kerzenschein. Auch das ist schön.
Frank Neitzert, 20 Jahre, Metallbauerlehrling aus
Sinzig:
Weihnachten gehört der Familie. Ich bin froh, daß ich
eine habe. Sie fängt mich bei Problemen auf. Trotzdem würde ich meinen
eigenen Kindern noch mehr Freiheit geben. Meine Mutter wartet abends immer, bis
ich zu Hause bin. Das muß nicht sein. Zu Weihnachten werde ich mit meinen
Eltern viel reden, auch darüber! Gespräche sind nicht nur zu
Weihnachten wichtig. Geschenke weniger, weil sie nur Streß machen.
Mathias Eisel, 17 Jahre, Fliesen-, Platten-,
Mosaiklegerlehrling aus Seck/WW:
Ich habe beruflich noch viel vor, möchte
Bauingenieur werden. Den Job kann man planen, sonst lasse ich die Dinge auf mich
zukommen. Kinder möchte ich aber später auf jeden Fall. Ich glaube,
sie geben Halt.
Angela Burkhard, 19 Jahre,
Maschinenbaumechanikerlehrling aus Steinbach:
Ich glaube an die große
Liebe. Ich freue mich darauf, obwohl ich nicht weiß, wie sie sein wird.
Mit einer festen Partnerschaft und Kindern lasse ich mir aber noch Zeit. Ich
finde, es geht alles viel zu schnell. Es wird spontan geheiratet und ebenso
schnell wieder geschieden. Die Partner geben sich oft wenig Mühe
miteinander. Ich denke zu einer Familie gehört eine kleine heile Welt. Die
möchte ich meinen Kindern später einmal bieten. Ich bin auch so großgeworden.
Meine Eltern haben immer Zeit für mich. Das ist das Beste an unserer
Familie. Weihnachten ist ein richtiges Familienfest. Viele Kerzen gehören
dazu, Gemütlichkeit und Geborgenheit. Ich weiß, daß es nicht
allen so gut geht.
Dominic Bartz, 19 Jahre, Zimmererlehrling aus Waldorf
Ich möchte erfolgreich im Beruf sein. Mit einer eigenen Familie lasse
ich mir noch viel Zeit. Ich will mir sicher sein, daß da nichts schief
geht. Zu Weihnachten wünsche ich mir Geld für neue Kleidung. Ich
schenke meinen Eltern auch etwas. Sonst freue ich mich auf ein ge-mütliches
Familienfest, mit Truthahnessen und Weihnachtsbaum.
Selbst
Mutter von drei Kindern, fragte ich junge Handwerkslehrlinge, welche Werte ihnen
wichtig sind. Überraschendes Ergebnis: Die Familie lebt. Schrille Töne,
coole Sprüche sind out. Die Jugendlichen zeigen Gefühle, sind
emotional. Sie wollen bei Problemen in der Familie aufgefangen werden, suchen
Geborgenheit und menschliche Wärme. Große Werte wie Liebe und Treue
erleben eine Renaissance. Das stimmt nachdenklich. Je unfreundlicher, ja sogar
bedrohlicher jemand seine Umwelt empfindet, desto mehr zieht er sich in die
private Welt zurück. Dort sucht und findet er seine Nischen. Es ist
schrecklich für Jugendliche, wenn sie diese häusliche Gemütlichkeit
nicht finden. Vielleicht, weil die Eltern sich nicht verstehen oder die
Kommunikation fehlt. Sind sie deshalb vorsichtiger bei festen Bindungen? Mir ist
bewußt geworden, daß meine Familie mich braucht. Ich werde mir
wieder etwas mehr Zeit für sie nehmen. Zum Reden und zum Zuhören!
Beate Holewa