Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Hier tickt's richtig

Uhrmachermeister Bernd Kaiser: "Wir suchen Lehrlinge!"

Ein Leben ohne Uhren in unserer heutigen Zeit - unvorstellbar! Uhren dienen nicht nur zur Zeitmessung, sie sind längst wichtiger Bestandteil unseres Lebens: groß, klein, rund, eckig, bunt, einfarbig, digital, mit Zeigern, mechanisch, laut tickend, leuchtend, mit Zeitstopper, aus Plastik oder Gold - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

In einer Zeit ständig neuer Trends, Erfindungen, der Globalisierung, Vernetzung und Raumfahrt zeigt die Uhr, wie schnell sich Zustände verändern können. Und dennoch: Zeit wird sehr unterschiedlich wahrgenommen: Dem einem vergeht sie viel zu schnell, der andere empfindet die gleiche Zeit wie eine Ewigkeit. Der Uhr kann keiner entkommen - wo man hinschaut, prägen und verzieren die Zeitmesser in allen Variationen unsere Armgelenke, Häuserfassaden, Wände, Autos, Schränke und Kirchtürme. So verschieden sie aussehen, so anders kann auch die Bedeutung der Uhr für den Besitzer sein. Ob Schmuckstück, Kultobjekt, Spielzeug oder Antiquität hängt vom Verhältnis zur Uhr und deren Beschaffenheit ab.Für manche hat die Uhr auch großen Symbolwert. Wird sie zur Kommunion oder zum Abitur geschenkt, soll sie etwas Bleibendes sein und immer an den Schenker erinnern.

mechanische Uhr
Die mechanischen gehören auch in High-Tech-Zeiten zu den Gästen in Uhrmacher´s Werkstatt - und sind gern gesehen!
(unten)"Zeitmesser" Bernd Jürgens und Lehrling Anja Mowbray.
"Zeitmesser" Bernd Jürgens und Lehrling
            Anja Mowbray

Der Uhrmacher ist der Dokter, der dafür sorgt, daß weiterhin der große Zeiger den kleinen jagt. Mit viel Liebe zum Detail, zur Technik und Mechanik fasziniert den Uhrmacher der Gleichklang der Uhr. Seine Welt muß in Ordnung sein, denn die Reparatur erfordert viel Geduld, Geschicklichkeit Genauigkeit und Liebe zur Uhr.

Geschäftsführer Ulrich Kaiser des Meisenheimer Unternehmens "Zeitmeßtechnik" schwärmt nach rund 35 Jahren Berufserfahrung noch immer vom Uhrmacherhandwerk. "Das ist mein Traumberuf. Ich kann mir für mich keinen schöneren Beruf vorstellen." Der Handwerker aus Berufung bevorzugt die Arbeit in der Werkstatt statt im Büro. Auch von seinen Lehrlingen erwartet der Uhrmachermeister, daß sie handwerkliche Begabung mitbringen, ehrlich, zuverlässig und teamfähig sind. Seit der Gründung 1954 - damals hieß die Firma "Uhren Müller" - wurden regelmäßig Lehrlinge ausgebildet. "Wir würden mehr ausbilden, wenn wir mehr geeignete Bewerbungen bekämen", erläutert Kaiser. Mit seinem Lehrling Anja Mowbray ist der Meister hochzufrieden. Während einer Art Praktikum lernte sie den Beruf schätzen. In ihrer Freizeit baut die Halbamerikanerin Modellautos zusammen, was ihr für den Beruf zugute kommt. Die Neigung zum Fingerspitzengefühl besitzt nicht jeder Auszubildende, ein weiteres Problem ist der geringe Bekanntheitsgrad des Uhrmachers. "Es gibt wenig Betriebe in Deutschland, und die Maschinen sind aufwendig", so der Geschäftsführer der "Zeitmeßtechnik".

Die Nachfrage an Reparaturen ist allerdings hoch. Im Jahr erreicht das Unternehmen rund 100.000 Uhren. Wie viele verschiedene Uhren es gibt, kann der Betrieb nicht beantworten. Jedes Jahr kommen neue Uhren auf den Markt, und die Ersatzteile werden mindestens fünf Jahre bevorratet.

In diesem Jahr feiert die Zeitmeßtechnik ihr 25jähriges Jubiläum und darf zufrieden auf rund 2.500.000 reparierte Uhren blicken. Man muß schon sagen, die 52köpfige Firma hat "saubere" Arbeit geleistet und somit beste Aussichten, sich noch im nächsten Jahrhundert behaupten zu können.


Im Takt der Zeit:

Sonnen,- Wasser-, und Sanduhren waren die ersten Zeitmesser. Um 1300 entstand die Räderuhr, um 1450 die Federzuguhr. Die ersten tragbaren Uhren wurden um 1620 gebaut, 1840 eroberten elektrische Uhren unsere Zeit.
Informationen zum Beruf und zu freien Lehrstellen gibt die HwK-Ausbildungsberatung, Tel. 0261/398-323, Fax.: 0261/398-989, e-mail:pa@hwk-koblenz.de