Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Helle Leuchten

Mit Licht architektonische Mängel überlisten

Licht ins Dunkel bringen, helle Leuchte, Strahlemann, jetzt dämmert´s! Der Dunkelheit fiel schon immer ein Schattendasein zu, in einer hellen Welt hatten Vampire oder andere Scharlatane nichts zu suchen. Auch heute nicht - und wenn´s dunkel wird, drücken wir auf den Schalter und zack - Licht! Doch die moderne Welt verlangt nicht nur nach Helligkeit. Gemütlichkeit soll ausgestrahlt werden, gefordert wird eine lichte Atmosphäre, Funktionalität, manchmal sogar helle Manipulation.

Licht kann architektonische Mängel überlisten - so Günter Hecken, Elektroinstallateurmeister aus Koblenz. Er verweist darauf, daß sich beispielsweise ein schmaler langer Raum für das Auge verkürzt, wenn man die Stirnwand im Dunklen läßt. Soll hingegen ein Raum optisch verbreitert werden, liegt die Betonung durch Licht auf den seitlichen Wänden. Hohe Decken können optisch gesenkt werden, indem die Lichtquellen im unteren Bereich des Raumes konzentriert werden und nach unten strahlen. Beleuchtung kann anheimelnd und intim oder nüchtern und sachlich, bei falscher Beleuchtung sogar kühl und abweisend wirken.

Was Handwerksarbeit so alles zaubern kann: Elektrohandwerker verhelfen Räumen mit Licht zu einem Eigenleben, betonen seine Funktion, seine Atmosphäre.

"Licht verändert nicht nur das Aussehen von Räumen und Gegenständen, sondern auch von Menschen. Die Lichtfarbe, die Wechselwirkung zwischen hell und dunkel und die Lichtstärke sind dafür die Ursache", ergänzt Hecken. Er erklärt dies damit, daß der Mensch Farben mit Temperaturen assoziiert. Künstliches Licht kann sich sowohl im rotem Glühlampenbereich, als auch im blauen, kühl wirkenden Leuchtstofflampenbereich bewegen. Während Glühlampenlicht eine gemütliche Atmosphäre zaubert, sind Leuchtstoffröhren dann ideal, wenn ein Bereich weitgehend ausgeleuchtet werden soll. Dimmbare Halogenleuchten in weichen Farben setzen raffinierte Akzente und heben die Wirkung besonderer Einrichtungsgegenstände, wie zum Beispiel Bilder, hervor. Weil eine fast verwirrende Auswahl von Leuchtkörpern jedem Raum "maßgeschneidertes Licht" ermöglicht, empfiehlt der Elektroinstallateurmeister, der seit 22 Jahren selbständig ist, in jedem Fall einen Fachmann zu Rate zu ziehen.

Der Koblenzer Architekt Hans Becker betont, daß für jede Baumaßnahme - ob Neubau, Umbau oder Renovierung - rechtzeitig ein Beleuchtungskonzept erarbeitet werden sollte. Auf der Basis von Ausführungsgrundrissen mit dargestellten Möblierungen werden dabei die benötigten und gewünschten Leuchten und Elektroinstallationen festgelegt. "Spätere kostspielige Umbauten oder Improvisationen bleiben dadurch erspart."

Die vierte Dimension

"Licht ist die vierte Dimension im Haus", meint Elektroinstallateurmeister Walter Fischer von der Firma Elektro-Dillenburger aus Koblenz. "Verbraucher sollen sich zuerst die Frage stellen, wie bekomme ich soviel Licht wie nötig bei möglichst geringem Energieverbrauch." Er empfiehlt, die Beleuchtung den verschiedensten Tätigkeiten im Raum anzupassen. "Wenn in der Küche lediglich eine Deckenleuchte installiert wurde, ist das Sparsamkeit am falschen Platz. Dagegen brauchen Eßtisch und Sitzecke eine nicht zu helle Beleuchtung, 60 bis 100 Watt sind ausreichend", so Fischer. Der Elektroinstallateurmeister verweist auf Energiesparlampen, die sich problemlos in jede normale Fassung drehen lassen. "Die längere Lebensdauer und der um 80 Prozent geringere Strombedarf rechtfertigen die höheren Anschaffungskosten".

Elektroinstallateurmeister Norbert Hellenbrand aus Kaifenheim, Obermeister der Elektro-Innung Cochem-Zell, rät neben der Hauptbeleuchtung mehrere kleine Lampen im Raum zu verteilen. "Lichtinseln schaffen Behaglichkeit. Allerdings darf man nicht übertreiben. Zu große Helligkeitsunterschiede zum Beispiel zwischen einem hell angestrahlten Buch und einem dunklen Hintergrund, ermüden das Auge", so der Obermeister.

Eine variable Gestaltung der Elektroinstallation bei Neubauten oder Renovierungen hält Elektroinstallateurmeister Gerd Kramb aus Kastellaun, Obermeister der Elektro-Innung Simmern, für sehr wichtig. Hatte man früher nur einen Lampenanschluß in der Mitte des Raumes, so läßt sich durch die Kombination von Wand-, Decken oder Stehleuchten die Lichtstimmung eines Raumes frei gestalten. "Eine gut geplante Beleuchtungsanlage gibt jedem Wohnraum sein ganz besonderes Flair", so Kramb.

Die Fachleute sind sich einig: Gutes Licht ist kein Luxus, sondern gehört zu den Attributen, die Wohnen vergnüglicher machen.