Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Thema Ausbildung

402 Handwerkslehrlinge bauen ihre Zukunft: Verkürzung der Lehrgänge bedeutet mehr Betriebspraxis

Spaß machen soll mein zukünftiger Beruf. Die Bezahlung muß stimmen, und Aufstiegschancen sind mir auch wichtig. Fürs Büro bin ich ungeeignet, so sieht Sascha Brutscher aus Wassenach/Laacher See seine Ausbildung zum Maurer, die er bei der Firma Lohner in Nickenich vor wenigen Wochen begonnen hat. Auch Marcel Kirchesch aus Kempenich möchte Maurer werden. Er träumt davon, später als Polier zu arbeiten. Über ein Praktikum bei Maurermeister Wolfgang Müller in Volkesfeld fand er seine Lehrstelle. "Ich bin mit Arbeit und Umfeld zufrieden", sagt er. Sein Meister bescheinigt ihm manuelles Geschick und Einsatzfreude. "Der Weg über die Lehre kann zu einer Berufskarriere führen, in der die Selbstverwirklichung und das Einkommen möglich sind, die auf anderen Wegen oft nicht erreichbar sind", so Müller.

Start der Ausbildung

Gemeinsam mit 139 weiteren Maurern in spe begannen Sascha und Marcel am 8. September die überbetriebliche Lehrlingsausbildung im Bauzentrum der Handwerkskammer Koblenz.

Um die Präsenz der Lehrlinge im Ausbildungsbetrieb zu erhöhen, greift die Handwerkskammer Koblenz die Empfehlungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes auf und reduziert sofort die Dauer der ÜLU. Künftig wird die überbetriebliche Ausbildung im Kammerbezirk im ersten Ausbildungsjahr um vier und im zweiten Ausbildunngsjahr um zwei Wochen zugunsten der betrieblichen Ausbildung reduziert. Maurermeister Wolfgang Müller begrüßt diese Regelung. "Ich kann Marcel stärker projektbezogen und auftragsgemäß in die betriebliche Praxis einbinden. Ich bilde eine Fachkraft aus, auf deren Entwicklung ich intensiveren Einfluß habe." Der Ausbildungsordnung Bau liegt ein Tarifvertrag zugrunde, an den die Handwerkskammer gebunden ist.

Die überbetrieblichen Lehrgänge in den ersten beiden Lehrjahren dienen der beruflichen Grundausbildung sowie der allgemeinen beruflichen Fachausbildung, wobei auch weiterhin wie in der Vergangenheit bereits im ersten Ausbildungsjahr berufsbezogene Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Die spezialisierte berufliche Fachbildung im dritten Ausbildungsjahr umfaßt wie bisher einen Monat im Bauzentrum der HwK.

Am Ende der dreijährigen Ausbildung legt der Lehrling seine Gesellenprüfung in dem gewählten Ausbildungsberuf ab. "Grünes Licht" herrscht für alle, die weiterkommen wollen. Sei es der Erwerb des Meisterbriefes und damit die Chance zu einem eigenen Betrieb oder der Besuch vielfältiger Qualifikationslehrgänge zum Polier oder Bauleiter.

Start der ÜLU war auch für 10 zukünftige Betonbauer, 71 Zimmerer, 49 Straßenbauer, 33 Fliesen-, Platten-, Mosaikleger, 15 Stukkateure, zwei Estrichleger.